Der Keferloher – der Urkrug der Bayern

Der Name „Keferloher“ steht in Bayern für den Steinzeug-Maßkrug ohne Deckel.

 

Maß-krugforscher Siegfried Rübensaal begab sich vor über 20 Jahren auf die Suche nach dem sagenumwobenen bayerischen Urkrug. Herr Rübensaal war sich sicher, dass es vor dem blaugrauen Westerländer Steinzeug-Maßkrug aus dem frühen 19. Jahrhundert, bereits einen bayerischen Maßkrug gegeben hat.

 

Im Jahr 1975 setzte er den Urkrug auf seine persönliche Fahndungsliste, ohne zu wissen wie der Krug aussah oder aus welchem Material er gefertigt wurde. Ende der 80er Jahre verdichteten sich die Spuren und führten nach Keferloh und zu dem Viehmarkt der sich zum heutigen „Keferloher Montag“ entwickelt hat.

 

Nach der Marktbeschreibung stand fest, es waren riesige Mengen Bier konsumiert worden und ab dem Vormittag begannen die bei einem Viehmarkt üblichen Raufereien, bei denen nicht selten auch die Krüge zum Einsatz gelangten. Im Keferloher Urkataster waren die Bierschankhütten vermerkt – dort musste er liegen, der echte bayerische Maßkrug. Archäologische Grabungen in Keferloh brachten ihn zu Tage. Den originalen bayerischen Keferloher Maßkrug.

 

Er ist ein handgedrehter, gradwandiger, zylindrischer, innen farbig glasierter, deckelloser Irdenmaßkrug.

 

Bis mit der Eisenbahn der blaugraue Westerwälder Steinzeug-Maßkrug massenweise nach Bayern kam, war der von Hafnern in der nahen Umgebung gefertigte Irdenmaßkrug (Inhalt 1069 ccm) das Trinkgefäß der Bayern.

 

Es war ein Preuße, nämlich Reichskanzler Bismarck, der den Bayern einen Schluck aus ihrem Maßkrug nahm, als er nach der deutschen Reichsgründung im Königreich Bayern 1872 die bayrische Maß von 1069 ccm abschaffte und den preußischen Liter (1000 ccm) einführte. Nun wurde, wohl im Umfeld des Münchener Kommerzienrates Georg Pschorr der Keferloher Steinzeug-Maßkrug ins Leben gerufen. Diese Bezeichnung wurde bereits 1881 vom Kunsthistoriker Hugo Arnold verwendet.

 

Die Idee zur archäologischen Grabung in Keferloh kam den Archäologen um das Team von Projektleiter Siegfried Rübensaal und Dr. Hans-Georg Kohnke eben aus der Tatsache, die legendären „Bierschlachtfelder“ (den Keferloher Montag) nach den originalen Bayern-Maßkrug abzusuchen. Die Ausgrabungen begannen im Frühjahr 2000. Es wurden ca. 1.900 verschiedenste Bruchstücke des Bayernmaßkruges gefunden. Mit den gefundenen Boden-Wand-Rand- und Henkelstücken (alle ohne Deckelloch) konnte der Originalmaßkrug rekonstruiert werden. Im Bier- und Oktoberfestmuseum (Sterneckerstraße 2) in München sind einige der der Bruchstücke des Original Keferlohers zu sehen.

 

Der Keferloher Krug war ursprünglich als Einweggefäß für Veranstaltungen gedacht, mangels Flaschen und anderem günstigen Geschirr musste eine Lösung für die diversen Bierfeste her. Aus Ton wurde seinerzeit schnell und günstig ein Trinkgefäß gefertigt, durch das nur einmalige brennen und das glasieren nur am oberen Ende wurde ein kostengünstiges und einfach zu produzierendes Trinkgefäß geschaffen- bestens geeignet für Bierfest. Durch die isolierende Wirkung des Tons bleibt das Bier länger kühl, und aufgrund der besonderen Oberflächenstruktur, die man durch Zugabe von Salz während des Brennvorgangs erzeugt, bleibt auch die Kohlensäure länger im Getränk und das Bier damit länger frisch. Weiter ging der Krug aufgrund des nur einmaligen Brennvorgangs schnell zu Bruch – bei den früher üblichen Bierschlachten auf Bierfesten war ein Schlag mit dem Bierkrug somit nicht ganz so gefährlich.

 

Auch dieses Jahr ist der Krug am Keferloher Montag wieder zu erwerben. Aus diesen historischen Hintergrund heraus machen es sich die Freunde des Keferloher Montags zur Aufgabe, den Keferloher Buschn mit Hut sowie den originalen bayerischen Maßkrug wieder ins Gedächtnis der Menschen zu bringen. Jeder handgefertigte Maßkrug ist ein Unikat und wird neben einer Seriennummer ebenfalls eine entsprechende Urkunde enthalten.

Es gibt Ihn wieder! Den Urgroßvater aller bayrischen Maßkrüge